1. Einleitung
Die 1990er Jahre waren ein Jahrzehnt des rasanten technologischen Fortschritts. In dieser Dekade entwickelte sich der Personal Computer (PC) von einem Nischenprodukt für Technikbegeisterte zu einem Massenprodukt für Privathaushalte, Schulen und Unternehmen. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Komponenten, Technologien und Meilensteine der PC-Technik der 90er Jahre – von Prozessoren über Betriebssysteme bis hin zu Peripheriegeräten und Software.
2. Prozessoren: Intel, AMD und Cyrix im Wettstreit
Intel: Die Dominanz der Pentium-Ära
Intel war in den 90er Jahren der unangefochtene Marktführer im Bereich der x86-Prozessoren. Nach dem Erfolg der 486er-Serie brachte Intel 1993 den Pentium auf den Markt. Mit Taktraten von 60 bis 300 MHz und einer superskalaren Architektur setzte der Pentium neue Maßstäbe. Es folgten der Pentium MMX (1996) mit Multimedia-Erweiterungen und der Pentium II (1997), der erstmals in einem Slot-Format (Slot 1) erschien.
AMD: Der Herausforderer
AMD etablierte sich mit dem Am486 als günstige Alternative zu Intel. 1996 erschien der K5, gefolgt vom K6 (1997), der mit dem Pentium II konkurrierte. Der K6-2 mit 3DNow!-Technologie war besonders bei Gamern beliebt. AMDs Strategie: mehr Leistung zum günstigeren Preis.
Cyrix: Der Underdog
Cyrix bot mit dem 6×86 eine interessante Alternative, die in bestimmten Benchmarks sogar schneller als der Pentium war. Allerdings kämpfte Cyrix mit Kompatibilitätsproblemen und Wärmeentwicklung. Dennoch fanden die CPUs in günstigen Komplettsystemen ihren Platz.
3. Betriebssysteme: Von DOS zu Windows 98
MS-DOS: Das Fundament
In den frühen 90ern war MS-DOS (Versionen 5.0 bis 6.22) das dominierende Betriebssystem. Es war textbasiert, ressourcenschonend und bildete die Grundlage für viele Anwendungen und Spiele.
Windows 3.1 und 3.11
Mit Windows 3.1 (1992) und Windows for Workgroups 3.11 (1993) begann der Siegeszug grafischer Benutzeroberflächen. Diese liefen auf DOS auf und boten Multitasking, Netzwerkfunktionen und eine benutzerfreundlichere Oberfläche.
Windows 95: Der große Umbruch
1995 erschien Windows 95 – ein Meilenstein. Es vereinte DOS und Windows in einem System, führte das Startmenü ein und unterstützte Plug & Play. Innerhalb eines Jahres wurden über 40 Millionen Lizenzen verkauft.
Windows 98
Windows 98 (1998) verbesserte die Stabilität, bot bessere USB-Unterstützung und integrierte den Internet Explorer. Es war das letzte Windows mit DOS-Unterbau, bevor Windows 2000 und XP kamen.
4. Grafikkarten: Vom 2D-Beschleuniger zur 3D-Revolution
2D-Grafikchips
Hersteller wie S3, Cirrus Logic, Trident und Matrox dominierten den Markt für 2D-Grafikkarten. Diese Karten beschleunigten die Darstellung von Windows-Oberflächen und Spielen wie „SimCity 2000“.
3D-Beschleuniger
Mit dem Aufkommen von 3D-Spielen wie „Quake“ wurden 3D-Beschleuniger populär. 3dfx revolutionierte den Markt mit der Voodoo Graphics (1996), die über einen separaten VGA-Durchschleifanschluss verfügte. Später folgten Voodoo2, NVIDIA RIVA 128, ATI Rage und Matrox G200.
5. Soundkarten: Der Klang der 90er
AdLib und Sound Blaster
Die AdLib-Karte war der erste populäre Soundchip, wurde aber schnell von Creative Labs‘ Sound Blaster verdrängt. Der Sound Blaster 16 war Standard in vielen PCs und bot 16-Bit-Stereo-Sound, MIDI-Unterstützung und Joystick-Anschluss.
Konkurrenz und Innovation
Hersteller wie Gravis, ESS und Yamaha boten Alternativen. Die Gravis Ultrasound war bei Demoszene-Programmierern beliebt, während Yamaha OPL3 für FM-Synthese bekannt war.
6. Speichertechnologien: RAM, Festplatten und Disketten
Arbeitsspeicher (RAM)
In den frühen 90ern waren SIMMs (30-polig, später 72-polig) Standard. Mitte der Dekade kamen DIMMs mit SDRAM auf. Typische Größen: 4 MB bis 128 MB.
Festplatten
Kapazitäten stiegen von 40 MB Anfang der 90er auf mehrere Gigabyte bis 1999. Hersteller wie Seagate, Western Digital und Quantum dominierten den Markt. Die Schnittstellen wechselten von IDE zu EIDE und später ATA-66.
Disketten und optische Medien
- 3,5-Zoll-Disketten (1,44 MB) waren Standard.
- CD-ROMs wurden ab Mitte der 90er verbreitet.
- CD-Brenner kamen gegen Ende des Jahrzehnts auf.
- ZIP-Laufwerke von Iomega boten 100–250 MB Speicher.
7. Netzwerke und Internet
Modems
Der Zugang zum Internet erfolgte meist über analoge Modems (14.4, 28.8, 56k). Anbieter wie AOL, CompuServe und T-Online dominierten den Markt.
Netzwerkkarten
ISA- und PCI-Netzwerkkarten mit 10 Mbit/s waren in Unternehmen verbreitet. Windows for Workgroups und Novell NetWare ermöglichten Peer-to-Peer-Netzwerke.
Internetsoftware
- Netscape Navigator und später Internet Explorer waren die Hauptbrowser.
- ICQ und IRC ermöglichten Chat.
- FTP-Programme wie WS_FTP dienten dem Dateiaustausch.
8. Peripherie: Mäuse, Monitore, Drucker
Mäuse
Mechanische Kugelmäuse mit seriellen Anschlüssen oder PS/2 waren Standard. Logitech und Microsoft dominierten den Markt.
Monitore
CRT-Monitore mit 14 bis 17 Zoll waren üblich. Marken wie Philips, Sony Trinitron und Iiyama boten hochwertige Modelle.
Drucker
- Nadeldrucker (z. B. Epson FX-80) für Textdokumente.
- Tintenstrahldrucker (HP DeskJet) für Farbdruck.
- Laserdrucker (HP LaserJet) für Büros.
9. Gaming-PCs und typische Software
Spieleklassiker
- Doom, Quake, Warcraft II, Command & Conquer, SimCity 2000, The Secret of Monkey Island
- DOS-basierte Spiele mit Sound Blaster-Unterstützung
- 3D-Beschleunigung durch Voodoo-Karten
Anwendungssoftware
- Microsoft Office 95/97
- CorelDRAW, Adobe Photoshop 4.0
- WinZip, Norton Utilities, Winamp
10. Innovationen und Meilensteine
- Plug & Play (ab Windows 95)
- USB 1.1 (1996) als universelle Schnittstelle
- AGP-Slot für Grafikkarten (1997)
- DVD-ROM (Ende der 90er)
- LAN-Partys und Multiplayer-Gaming
11. Fazit
Die 1990er Jahre waren ein Jahrzehnt voller Innovationen, Experimente und technischer Durchbrüche. Viele der heute selbstverständlichen Technologien haben in dieser Zeit ihren Ursprung. Die PC-Technik der 90er legte den Grundstein für das digitale Zeitalter, wie wir es heute kennen.